Wie kann eine Show in DMXControl 3 sinnvoll aufgebaut werden? Das ist eine Frage, die gerade bei größeren Projekten möglichst zu Beginn so weit beantwortet werden, damit man sich selbst während des Programmierens nicht verzettelt, insbesondere wenn es an Änderung von einzelnen Lichtstimmungen geht. Hier ist eine systematische Arbeitsweise von Beginn an hilfreich, um auch nach einiger Zeit seine eigene Arbeit schnell nachvollziehen zu können.
Dieser Artikel greift hierbei ein paar Punkte von DMXControl 3 auf und versucht die Unterschiede von verschiedenen Arbeitsweisen zu verdeutlichen. Auch werden insbesondere für Umsteiger interessante Vergleiche zu DMXControl 2 gezogen.
Grundsätzlich ist es möglich, die jeweiligen Konzepte auch gleichzeitig zu verwenden - eine softwareseitige Beschränkung gibt es nicht. In dem Fall ist es stattdessen sehr empfehlenswert, auch hier mit einer nachvollziehbaren Systematik zu arbeiten oder die zahlreichen Möglichkeiten zur Beschriftung und Kommentierung zum Beispiel in den Szenenlisten (Cuelists) selbst zu nutzen.
Konzeptfragen
Szene vs. Preset
Szenenlisten müssen nicht nur ausschließlich aus vielen individuellen Szenen (Cues) bestehen. Manchmal sollte man sich überlegen, ob die Nutzung von Presets von Vorteil ist und diese das Programmieren einer Show erleichtern.
Anwendungsfall: Ich möchte eine bestimmte Farbe eines LED-Scheinwerfers, zum Beispiel ein helles Orange oder ein Magenta an mehreren Stellen in meiner Show verwenden. Die Farbe ist aber komplett frei gemischt, das heißt im Falle des Oranges lauten die RGB-Werte 255; 102; 25.
Im Prinzip kann man die gewünschte Farbe oder jede andere gewünschte Eigenschaft manuell in jeder Szene hinterlegen. An dieser Stelle sind Presets jedoch die bessere Wahl, weil eine bestimmte Farbe, eine bestimmte Position oder auch eine bestimmte Bewegung mehrfach im Projekt verwendet wird. Bei der Nutzung von Presets gilt es aber immer zu beachten, auf welche Weise das jeweilige Preset zum Einsatz kommt. Entsprechende Erläuterungen zu den Verwendungsarten eines einzigen Presets sind unter Presets nachzulesen.
Trotz der Vorzüge von Presets sollte diese Funktion für den ersten Einstieg in DMXControl 3 erst einmal außer Acht gelassen werden. Hier empfiehlt sich, mit Szenenlisten zu arbeiten, welche dann eine oder mehrere Szenen enthalten, um auf diese Weise die grundlegende Arbeitsweise von DMXControl 3 kennen zu lernen. |
Viele Szenen vs. viele Szenenlisten
Wann ist es von Vorteil, mit wenigen Szenenlisten zu arbeiten, welche jedoch viele Szenen beinhalten? Und wann ist das genau entgegengesetzte Szenario möglicherweise das bessere, wo viele Szenenlisten mit jeweils nur sehr wenigen Szenen existieren? Diese Frage lässt sich auf den ersten Blick pauschal wie folgt beantworten:
- Wenige Szenenlisten, dafür viele Szenen pro Szenenliste: Vorprogrammierte Shows für Musicals, Theaterstücke oder richtige musiksynchrone Lichtshows in Form einer Setlist bzw. Showliste
- Viele Szenenlisten mit nur wenigen Szenen: Live-Shows in Clubs, Diskotheken und auf Partys sowie auch Konzerte von Beispielsweise Coverbands, umgesetzt als Baukastensystem
Diese recht pauschalen Aussagen begründen sich im grundlegenden Aufbau der Show und wie die Show am Ende gefahren wird. Wie viele Geräte und von welchem Typ (einfacher LED-Scheinwerfer, Moving-Head etc.) dabei zum Einsatz kommen, ist an dieser Stelle eher zweitrangig.
Setlist / Showliste
Ist die Setlist, das Theaterstück oder die Musik für die Lichtshow im Vorfeld mit einem ausreichenden Vorlauf bekannt, lassen sich die benötigten Lichtstimmungen sehr gezielt programmieren - man brauch nur bedingt über den Tellerrand schauen. Man kann sich beim Programmieren der Show recht genau auf das konzentrieren, was auf der Bühne passieren soll. Folglich bleibt die Komplexität des Projekts überschaubarer, was sich beim Anpassen einer einzelnen Szenen an die Gegebenheit vor Ort bemerkbar macht. Einfach die Szene in den Programmer laden, entsprechende Werte korrigieren und die Szene aktualisieren - fertig. Man muss nicht erst unter den Szenenlisten die richtige suchen, diese öffnen, um dort dann die ändernde Szene auszuwählen und in den Programmer zu laden. Bestehen die Szenen zum Teil aus einem oder mehreren Presets, lässt sich die erforderliche Korrektur nochmal schneller vornehmen. Außerdem stellt man die Dauer von Lichtstimmungen nicht in mehreren Szenenlisten ein, sondern hat nur eine Szenenliste, in der alle Zeiten stehen. Man müsste sich außerdem Gedanken um das Beenden der einzelnen Szenenlisten machen, was mit einer Szenenliste, die die alle Lichtstimmungen in Form von Szene enthält auch nicht nötig ist.
Baukastensystem
Anwendungsfälle
Das Konzept des Arbeitens mit zahlreichen Szenelisten hat ebenfalls einen hohen Stellenwert, wie die Anwendungsbeispiele oben zeigen: hier werden häufig flexible Lichtstimmungen und eine Art Baukastenprinzip benötigt, mit dessen Hilfe man die Show live kreieren kann bzw. kreieren muss, weil eine Setlist etc. nicht im Vorfeld zur Verfügung steht. Daher muss diese benötigte Flexibilität aus dem Projekt kommen.
Umsetzung
Entgegengesetzt zu dem Setlist-Konzept, wo überwiegend mit nur einem Klick eine neue Lichtstimmung aufruft, werden bei dem Baukastensystem mehrere Szenenlisten zeitgleich ausgeführt. Dies bedeutet, man muss auch mehrere Szenenlisten starten bzw. neue auswählen, um eine andere Lichtstimmung zu erhalten.
Beim Anlegen von Szenenlisten im Baukastensystem trennt man diese inhaltlich auf. Dabei orientiert man sich anhand von markanten Funktionen der Geräte, die man selbst im Einsatz hat. Eine häufige Unterteilung kann sein:
- Helligkeit
- Farbe
- Bewegung bzw. Position
- Gobo
Wichtige Hintergründe
Grundlegend gilt es zu beachten, dass wenn man bei einem einfachen LED-Scheinwerfer zum Beispiel den Dimmer anspricht, dass dieser am Ende immer nur eine Sache tatsächlich umgesetzt werden kann: entweder die Helligkeit auf 50% setzen oder auf 72% - beides zeitgleich geht technisch nicht. Gleiches gilt bei Moving-Head für die Position und die Bewegung: das Gerät kann entweder auf einer bestimmten Position verharren oder eine Bewegung ausführen.
Dem Light-Jockey beispielsweise auch fünf verschiedene Bewegungen der selben Moving-Head-Gruppe zur Verfügung, wobei jede Bewegung in einer eigenen Szeneliste gespeichert ist. Alle diese Szenelisten werden dann einer Szenenlisten-Gruppe (Cuelist Group) zugeordnet und das Ausführen nur einer Szeneliste in der Szenenlisten-Gruppe erlaubt. Nun kann man sich immer eine Bewegung aussuchen, indem man eine der Szeneliste startet. Durch die Szenelisten-Gruppe und die gewählte Option werden dann alle anderen Szenelisten dieser Szenelisten-Gruppe automatisch beendet. Es kann hier sogar mit einer passend gewählten Freigabe-Zeit (Release time) zwischen den Szeneliste übergeblendet werden, wodurch man zum Beispiel Sprünge bei den Bewegungen vermeiden kann. Allerdings bedarf es hier auch gewisser Kreativität des LJs, immer die optimalen und somit stimmigsten Bausteine zusammenzusetzen.
So ist die Art und Weise, mit vielen Szenelisten zu arbeiten, besser für LJs und Live-Lichtsteuerung geeignet, während das Speichern in einer einer einzigen langen Szeneliste mit einer Szene pro Lichtstimmung eher für den Theater- und / oder Musicalbetrieb von Vorteil ist.
Vergleiche zu DMXControl 2
Szenen vs. Presets
In DMXControl 2 ist eine Szene tatsächlich ein fester Zustand. Man speichert hier eine feste Werteverteilung bei den Gerätekanälen und damit in den aller meisten Fällen auch eine feste (Teil-) Lichtstimmung.
In DMXControl 3 ist eine Szene zwar auch eine Speicherung von Werten, aber von Geräteeigenschaftswerten. Das beinhaltet, dass auch ein Effekt (zum Beispiel ein Sägezahn auf die Farb-Eigenschaft) mit in einer Szene gespeichert werden kann. So entfällt bei der Nutzung von Effekten das einzelne Abspeichern von Werten in mehreren Szenen, was besonders durch Fälle wie "Helligkeit nimmt über eine Reihe von Geräten stetig zu" wurde. Einen solchen Effekt manuell selbst zu programmieren klappt in DMXControl 3 weiterhin, wäre hier aber der falsche Ansatz.
Stattdessen kann man in einer Szene mit Hilfe eines Effektes wie dem Sägezahn gleich ein ganzes Lauflicht speichern. So ist eine Szene in DMXControl 3 schon von sich aus mehr mit einer Kompositionsszene wie mit einer einfachen Szene vergleichbar. Aber Szenen werden anders als bei einer einfachen Szene in DMXControl 2 fest einer Szenenlisten zugeordnet. So gibt es keine zentrale Szenenbibliothek mehr wie in DMXControl 2 die Szenenbibliothek. Folglich können mehrere Szenenlisten auch nicht auf die selbe Szene verweisen.
Szenenlisten
Der Vergleich der beiden Konzepte lässt sich hier mit deutlichen weniger Worten beschreiben: im Grunde genommen bestehen hier keine Unterschiede, was den Aufbau des Projekts in DMXControl 2 betrifft. In DMXControl 2 kamen nur andere Tools zum Einsatz:
- Anwendungsfall 1: Textbuch, Audio- / Timecodeplayer oder Szenenliste
- Anwendungsfall 2: Effektsequenzer
In DMXControl 3 spielt sich effektiv gesehen alles im Bereich der Szenelisten ab, weil diese von den Möglichkeiten um ein vielfaches Leistungsfähiger sind als die einfachen Szenen in DMXControl 2.