Lüfterumbau TS255

Aus Deutsches DMXC-Wiki

Autor Christian Nöding

Lüfterumbau bei einem TS255

Warum das Ganze?

Hallo zu meinem kleinen Bericht zum Umbau eines TS255 Scanners von Eurolite. Wer schon einmal so einen Scanner in Aktion gesehen hat, wird sicher gleich bemerkt haben, dass nicht das kostbarste lichttechnische Gerät vor einem steht. Von den technischen Daten ist das Gerät zwar für den Preis vollkommen angemessen (rotierende Gobos, Farbrad und einer recht passablen X-/Y-Steuerungsmöglichkeit), leider verursacht der Scanner aber aufgrund drei verbauter Lüfter recht viel Lärm. Ein Einsatz in einer anderen Umgebung als einer Disco, oder im Freien ist somit nicht sinnvoll, sofern nicht ununterbrochen etwas lautes auf der Bühne geschieht. Statt einem konstanten Rauschen erzeugen die verbauten Lüfter einen, bereits nach kurzer Zeit, störenden hohen Ton, der zudem die Tonlage je nach Belastung der Spannungsversorgung durch die Motoren die Tonhöhe ändert. Somit ist der Handlungsbedarf begründet.

Analyse der verbauten Hardware

Standardmäßig wird der TS-255 mit drei Lüftern geliefert. Zwei 80mm Lüfter von NMB/Minebea (Modell 3110GL-B4W-B44) für die Belüftung des Lampenkörpers und einem 40mm Lüfter von Adda (Modell AD06 12HS-C70GL) für die Elektronik. Im folgenden kurz die Daten der beiden Lüfter:


NMB/Minebea 80mm-Lüfter

Modell 3110GL-B4W-B44

Abmaße: 80x80x25

U=12V

I=0,3A

Lagerung: Kugellager

Maximale Lautstärke: 31-41dB (unterschiedliche Angaben - eher letzteres)

Luftvolumen: 60m³/h

Umdrehungen: ~3100U/min


Adda 40mm-Lüfter

Modell AD06 12HS-C70GL

Abmaße: 40x40x25

U=12V

I=0,16A

Lagerung: Kugellager


Als Ersatz für die beiden 80mm Lüfter sind zwei Lüfter der Firma Papst (Modell 8412 NGME ) die vermeindlich beste Wahl:


Papst 80mm-Lüfter

Modell 8412 NGME

Abmaße: 80x80x25

U=12V (Spannungsbereich 8V bis 15V)

I=0,12A

Lagerung: Sintec Gleitlagersystem

Maximale Lautstärke: 26dB

Luftvolumen: 58m³/h

Drehzahl: 2600U/min

Lieferant: Reichelt-Elektronik für 10,-€ /Stk.

Jetzt geht's los

Nachdem die Reicheltlieferung angekommen ist, kann es mit dem Umbau losgehen. Hier jetzt endlich das gute Stück zu sehen:

TS-255 noch original


Nachdem man die vier Inbusschrauben des Gehäuses gelöst hat, kann man ins Innere des Gerätes blicken:

Innenleben des TS-255
Die Steuerungsplatine








Links unten sind HQI-Starter und die große Drossel zu sehen, in der Mitte lugt der Reflektor hervor und rechts ist das Gobo-/Farbradsystem mit Shutter. Als erstes muss die Elektronik ausgebaut werden, um den oberen Lüfter ausbauen zu können. (Bild mit markierten Schrauben siehe am Fuße dieses Artikels). Die Platine mit XLR-Anschlüssen und Prozessoren ist mit nur einer einzigen kleinen Schraube befestigt. Danach hat man sie nach Abziehen der einzelnen Steckverbindungen und Lösen einer der beiden Trafoschrauben in der Hand (Stecker und Buchsen am Besten vorher mit nem Edding markieren!):






Der Lüfter nebst Halterahmen
Da isser

Hiernach kann dann endlich der obere Lüfter entfernt werden, nachdem man die restlichen, seitlichen Messingschrauben des Lüfterrahmens gelöst hat. Idealerweise hat Eurolite eine kleine Inkosistenz in der Farbwahl der Lüfterleitungen, sodass man sich hier nicht auf die üblichen Vereinbarungen verlassen sollte. Es schadet nicht, mit einem kleinen Multimeter an den Platinenanschlüssen zu messen, welche Klemme mit Masse verbunden ist. Als nächstes muss der Reflektor ausgebaut werden, um nicht den gesamten Gobo-/Farbrad-Kasten entfernen zu müssen. Hierfür müssen lediglich vier kleine Federn eines Halteringes gelöst werden und man kann den Reflektor herausnehmen:






Ausgeschlachteter TS-255

Daraufhin sollte man eine Ratsche mit flexibler Welle suchen (und natürlich finden), um die beiden selbstsichernden Muttern der Gehäuseschrauben erreichen zu können, die sich am Boden des Scanners befinden. Nach Lösen zweier weiterer Schrauben, die sich zwischen Reflektorwand und Goborad am Boden befinden, sowie der beiden Schrauben oberhalb des Reflektors, kann man den gesamten Lampenblock mit Trafo und Zündgerät herausziehen, wonach der Scanner nicht nur leichter, sondern auch ganz schön nackt aussieht:

Goborad und Lampenhalterung

Man kann die beiden Schrauben und die vier Federn nun gut erkennen. Jetzt kann man auch endlich den zweiten Lüfter erreichen und ihn durch den neuen Papst-Lüfter austauschen. Hier ist darauf zu achten, dass man die Stromleitung des Lüfters nicht bei der Montage unter dem Lüfter einklemmt, da man den Lüfter dicht auf das Metall schrauben muss.








Ausgeschlachteter TS-255

Hier noch einmal der Lampenblock mit Sicht auf die Lampenfassung und den unteren Lüfter. Auf der linken Seite sieht man, warum der Scanner so schwer ist :)


Nach Austausch des alten Lüfters gegen den Neuen kann man nun das Gerät wieder vorsichtig zusammensetzen. Zunächst kommt der Lampenblock wieder in das Gehäuse. Danach sollten die beiden selbstsichernden Muttern wieder montiert und danach die beiden Metallschrauben der Grundplatte montiert werden. Daraufhin kann der Reflektor wieder eingebaut und der obere Lüfter mit Rahmen montiert werden. Als Letztes steht die Montage der Platine nebst Steckverbindungen wieder an (hier zahlt sich dann die Markierung mit Edding aus - ich hoffe ich hatte dies vorher erwähnt *g*). Am Ende sollte das Ganze dann wieder irgendwie ähnlich Bild 1 aussehen.





Wo sind die Schrauben

Ausgeschlachteter TS-255

Rot markierte Schrauben sind von außen gut sichtbar. Sie sollten alle gelöst werden, um die beschriebenen Schritte durchführen zu können.

Gelb markierte Schrauben/Muttern befinden sich auf der Grundplatte des Lampenblocks und müssen ebenfalls gelöst werden.

Die grün markierten Schrauben zeigen die einzige Halterung des Gobo-/Farbrad-Blockes. Löst man diese beiden Muttern, kann man ohne Probleme diesen Block aus dem Kunststoffgehäuse herausheben (z.B. um Gobos oder Farben zu wechseln, bzw. aus den bestehenden Gobos Teile herauszubrechen, um mehr Lichtoutput zu bekommen).





Mehrwert der ganzen Aktion

Tja, nun haben wir einen Scanner, der andere Lüfter hat - was hats gebracht? Die Papst-Lüfter laufen deutlich ruhiger und ohne den fiesen Eigenton. Aufgrund des weiteren Spannungsbereiches machen scheinbar die Spannungsschwankungen in dem etwas zu klein Dimensionierten Netzteil des TS-255 weniger aus und die Lüfter laufen konstant. Zudem konnte ein höherer Luftdurchsatz im Gehäuse und somit eine effektivere Kühlung der Lampe und der Elektronik erreicht werden. Die 40mm Lüfter habe ich ebenfalls durch langsame 80mm Lüfter ersetzt. Das passt mit ein wenig sanftem Druck noch ins Gehäuse.

Die originalen Lüfter waren beide so montiert, dass der Luftstrom jeweils nach Außen geführt wurde, vermutlich um keine Verschmutzung aktiv ins Gehäuse zu ziehen. Dies ist jedoch höchst ineffektiv bei der Belüftung des Innenraumes. Unter Verwendung eines kleinen Luftfilters habe ich einen der Lüfter um 180° gedreht montiert, sodass nun ein konstanter Luftzug durch das Gehäuse und somit an der Lampe vorbei zieht. Dabei wird die Elektronik mitgekühlt und so der langsame 80mm Lüfter unterstützt. Möglicherweise war dies jedoch auch ein Fertigungsfehler, da ich nach Erhalt der Scanner insgesamt 7 Unterlegscheiben und eine Schraube aus dem Scannerinneren gezogen habe und den Spiegelkopf zerlegt vorgefunden hatte. Das "Q.C. passed"-Siegel fand ich übrigens nach Ausbau des Lampenblockes noch mit Klebeschutz, sodass ich es ordnungsgemäß persönlich auf das Gehäuse kleben konnte - praktisch, oder? :)

Fazit

Ohne den Lüfterumbau wären die Scanner für mich eine Fehlinvestition gewesen, da ich diese in unserem Saal bei Feiern nicht dauerhaft hätte verwenden können. Nach dem Lüfterumbau liegt lediglich ein Rauschen in der Luft, was vertretbar ist und durch den "Lärm" von sich unterhaltetenden Menschen nun untergeht.

Ich hoffe diese Anleitung zum modifizieren eines Scanners nimmt ein paar Interessierten die Furcht vor dem Gerät. Auf diese Weise habe ich meine beiden Scanner umgerüstet und habe bislang keine Nachteile spüren können. Allerdings erwarte ich auch keine Probleme, da hochwertige Lüfter und eine bessere Luftführung nun die Lampe eher länger leben lassen sollten.


Viel Spaß und vielen Dank für das Interesse, Christian :)